Es war die Woche, in der die Märkte endgültig ein Misstrauensvotum gegen die US-Zollpolitik ausgesprochen haben. Was viele befürchtet hatten, ist nun Realität: Der US-Dollar stürzt ab, die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen schießen nach oben – so stark wie seit 2001 nicht mehr. Die Märkte behandeln die USA plötzlich nicht mehr als verlässlichen Anker, sondern wie ein volatiles Schwellenland mit unkalkulierbarer Führung.
Und doch: Die Aktienmärkte bleiben erstaunlich stabil. Der S&P 500 klettert auf Wochensicht fast 8 %, Rohstoffe steigen, Gold explodiert. Warum? Weil diesmal eine Lösung jederzeit möglich ist.
Im Unterschied zu vergangenen Krisen – sei es die globale Finanzkrise 2008, die Tech-Bubble 2000–2003 oder auch die COVID-Schockwelle 2020 – sind die Rahmenbedingungen diesmal nicht strukturell, sondern politisch konditioniert. Die Zölle, die Unsicherheit, das Misstrauen – all das basiert auf Entscheidungen, die in Sekunden revidierbar wären, wenn Donald Trump es will.
Er verfügt über das „Vakzin“, das die Märkte brauchen: ein Tweet, eine Pressekonferenz, ein Deal – und der Spuk könnte vorbei sein. Das verleiht dieser Krise eine völlig neue Charakteristik. Sie ist beherrschbar. Beherrschbar, solange der politische Wille dazu vorhanden ist.
Trotz der massiven Verkäufe am US-Bondmarkt – die T-Notes haben in nur einer Woche fast 4 % verloren, und die 10-jährige Rendite liegt bei 4,59 % – bleibt der Markt fest davon überzeugt: Fünf Zinssenkungen könnten in diesem Jahr noch kommen. Eine absurde Diskrepanz, die nur in einem Umfeld so extremer Polarisierung und Unsicherheit entstehen kann.
Und genau deshalb blicken nun alle auf nächste Woche – Mittwoch, 17. April, wenn Fed-Chef Jerome Powell erneut spricht. Bei seiner letzten Rede wurde er nur Minuten vorher von Trump öffentlich dazu aufgefordert, die Zinsen zu senken. Die Bühne ist gesetzt – und diesmal wird sie nicht nur geldpolitisch, sondern auch machtpolitisch von Bedeutung sein.
US-Finanzminister Scott Bessent positioniert die USA strategisch gegen China – nicht durch harte Konfrontation, sondern durch „Grand Encirclement“: Allianzen mit Vietnam, Südkorea, Indien und Japan sollen Peking isolieren. Währenddessen reist Chinas Präsident Xi Jinping demonstrativ nach Hanoi, um Gegengewicht zu schaffen. Ein geopolitisches Schachspiel, das Märkte nicht ignorieren können.
Was heißt das für uns als Trader?
Wir handeln aktuell nicht nur Märkte – wir handeln Narrative, Krisen-Architekturen und politische Reaktionsmuster. In einem Umfeld wie diesem ist es essenziell, Positionen zu halten, solange der Markt rational reagiert, aber bereit zu sein, auf Knopfdruck umzuschalten, wenn sich das politische Momentum verändert.
Unsere Positionierungen – Long in Gold, Silber, Sojabohnen, Kupfer und WTI - reflektieren diese Balance: Wir setzen auf reale Werte in einem Umfeld künstlicher Risiken.
Was bleibt, ist das Prinzip: Wir handeln keine Prognosen – wir handeln Bewegungen. Die Märkte geben die Richtung vor, unser Risikomanagement entscheidet über das Tempo.
Und genau deshalb gilt in dieser Phase mehr denn je:
Augen auf – Finger am Trigger.
Carsten S. Stork