Liebe Leserinnen und Leser,
wer am vergangenen Samstag auf dem Anlegertag in München war, konnte es mit eigenen Augen sehen: der Andrang war gewaltig. Kein Wunder, denn die Märkte haben in der zurückliegenden Woche einen massiven Sell-off erlebt, wie wir ihn zuletzt während der Pandemie im Frühjahr 2020 gesehen haben – mit ähnlicher Wucht wie 2007 (US-Immobilienkrise), 2003 (Tech-Sell-off) oder 1997 vor dem Russland-Default. In den letzten 30 Jahren hat es nur vier Sell-Offs mit solch einer Wucht gegeben. Das macht diese Korrektur zu etwas Besonderem.
Die Stimmung auf dem Anlegertag spiegelte genau das wider: Anleger und Trader suchen verzweifelt nach Orientierung. Wo liegt der Boden? Wann kehrt Stabilität ein? Was ist nur Überreaktion – und was Trendwende?
Wir stehen an einem kritischen Übergangspunkt:
Die Märkte müssen ab sofort klar zwischen zwei großen Treibern unterscheiden – der Handelspolitik (Stichwort: Zölle) und der Geldpolitik (Zinsen, Liquidität, Währungsvolatilität).
Der massive Abverkauf in Rohstoffen und Aktien ist nicht nur fundamental, sondern wurde zusätzlich durch margin calls über alle Assetklassen hinweg beschleunigt. Viele Anleger waren gezwungen, Positionen aufzulösen, um Verluste in anderen Bereichen zu decken. In solchen Phasen dominiert nicht Logik, sondern Liquidität. Und genau deshalb braucht es nun Ruhe und Struktur.
Spürbar war am Freitag zum ersten Mal seit langer Zeit:
Der Markt spielte offen mit dem Gedanken eines “Emergency Rate Cut” in den USA. Es hätte ins Bild gepasst – Fed-Chef Jerome Powell sprach am Nachmittag, zuvor hatte Donald Trump via Truth Social lautstark Zinssenkungen gefordert. Doch Powell ließ sich nicht treiben: „Die Aufgabe der Fed ist Geld-, nicht Handelspolitik“, sagte er klar und setzte damit ein wichtiges Zeichen der Unabhängigkeit.
Trotzdem: Die Zeichen stehen auf Lockerung. Ich rechne mit 4 bis 5 Zinssenkungen in den USA noch in diesem Jahr. Ganz anders in Europa: Die beschlossenen Sondervermögen zur Rüstungsfinanzierung werden auf mittlere Sicht die Zinsen nach oben drücken, denn Anleger werden eine höhere Rendite verlangen, um das zusätzliche Risiko zu tragen.
Unser Fahrplan: Fokus, Flexibilität und Disziplin
Die Kursverluste vieler Rohstoffe waren teils dramatisch – ob Gold, Silber, Crude Oil, Cotton, Orange Juice oder Soybeans. Doch gerade deshalb sehen wir in den nächsten Wochen gute Rebound-Chancen. In mehreren Märkten zeigen die CoT-Daten bereits erste Zeichen spekulativer Bereinigung – und das ist oft der Nährboden für Gegenbewegungen.
Wir bleiben ruhig. Cash ist King – und das haben wir.
Mit einer Investitionsquote von aktuell nur rund 29% verfügen wir über ausreichend Pulver, um die momentane Volatilität aktiv zu nutzen. Wir werden wie gewohnt unsere Setups sauber durchanalysieren – mit Blick auf Technik, Fundamentaldaten und Marktpsychologie.
Seit über 25 Jahren bin ich aktiv im Trading, und eines hat sich nie geändert: Wer in der Panik kühlen Kopf bewahrt, hat die besten Karten.
Bleiben Sie wachsam – aber gelassen.
Kommen Sie gut durch die neue Handelswoche!
Ihr
Carsten S. Stork