Liebe Leserinnen und Leser,
Gold markierte mit 3.124,40 USD je Feinunze ein neues Rekordhoch. Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, der Eskalation in der Zollpolitik und dem überraschend starken Kern-PCE-Inflationswert von 2,8 % befeuerte die Safe-Haven-Nachfrage. Edelmetalle bleiben in diesem Umfeld einer der wenigen Sektoren mit stabiler Aufwärtsdynamik.
Im Gegensatz dazu geriet der WTI Crude Oil Future zum Wochenschluss unter Druck und schloss bei 69,04 USD. Trotz geopolitischer Risiken (Nahost, Iran, Venezuela) und rückläufiger Lagerbestände sehen wir eine belastende Gemengelage: schwache chinesische Importdaten, steigende OPEC+-Produktion und ein deutlich abgekühlter Konsumtrend in den USA. Ein Bruch der 65-USD-Marke könnte einen weiteren Sell-off einleiten – technische Unterstützungen wären dann erst wieder im Bereich von 60 USD zu finden.
Während Sojabohnen weiterhin knapp über 10 USD pro Bushel notieren – im Vorfeld des wichtigen USDA-Berichts zu Flächennutzung und Lagerbeständen am 31. März – zeigen sich andere Märkte schwächer.
Baumwolle konnte zwar auf Wochensicht leicht zulegen, blieb aber zum Wochenschluss unter charttechnischem Druck. Die spekulative Short-Positionierung bleibt hoch, und ein nachhaltiger Ausbruch über 69 Cent je Pfund ist bisher ausgeblieben.
Besonders schwierig verläuft unser Trade im Orangensaft-Future (FOJC). Nach dem Rückgang um weitere 16 % in dieser Woche notiert der Markt nahe unserem Stop-Loss-Level. Technisch überverkauft und fundamental unterstützt – insbesondere durch die USDA-Prognose eines Einbruchs der Valencia-Ernte um –38 % – bleibt die Chance auf einen kurzfristigen Rebound bestehen. Sollte dieser jedoch ausbleiben, wird die Position regelkonform geschlossen.
Das zentrale Thema bleibt die US-Kerninflation: Mit +0,4 % im Monatsvergleich und der höchsten Services-Komponente seit einem Jahr steigt der Druck auf die Fed, sich weiterhin zurückzuhalten. Zugleich impliziert der Sprung in den Sparquoten und die Eintrübung des Verbrauchervertrauens (UMich-Index auf 57 – niedrigster Stand seit 2022) eine Schwächung der Binnennachfrage.
Tarifankündigungen der Trump-Administration – insbesondere im Automobilbereich – verstärken diesen Trend. Eine Rückkehr der 70er-Jahre? Noch nicht. Aber die Risikobalance kippt spürbar in Richtung Stagflation: höhere Preise, geringeres Wachstum, mehr Unsicherheit.